Die Drittanbieter-Falle bei Mobilfunkverträgen
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Abonnementsbetrug im großen Stil in dem manche dubiose Anbieter sich der Telekommunikationsunternehmen bedienen, um Pseudo-Abonnements abzurechnen!

Die Drittanbieter-Falle bei Mobilfunkverträgen


Das Telekommunikationsgesetz (TKG): Theorie vs. Praxis


Das TKG soll im Wesentlichen den Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt regulieren und flächendeckende Telekommunikationsdienstleistungen gewährleisten mit dem Ziel, auch die Verbraucherinteressen zu wahren.
Die Praxis zeigt aber, dass manche Regelungen zu vielen Streitigkeiten zwischen Verbraucher und zum Teil dubiosen Geschäftsanbietern mit dubiosen Geschäftsmodellen führen, die darauf abzielen, mit kleinen Beträgen erhebliche Gewinne zu erzielen.

Zulassung von Drittanbietern


Die Leistung eines Drittanbieters stammt nicht vom Mobilfunkanbieter selbst (Erstanbieter) und auch nicht von einem Unternehmen, das vom Erstanbieter beauftragt wurde (Zweitanbieter).

Das TGK verpflichtet die Mobilfunkanbieter, für sogenannte Drittanbieter von Telekommunikationsdienstleistungen ihre Dienste über die Telefonrechnung abzurechnen. Diese Maßnahme kann für sich betrachtet sinnvoll sein, wenn alles mit rechten Dingen zugeht und die Verträge tatsächlich und willentlich abgeschlossen sind. So zum Beispiel könnte es sinnvoll sein, eine bestimmte Ware über die Telefonrechnung zu bezahlen. Das spart Arbeit und macht Zahlungsvorgänge effektiver. Leider lädt die aktuell gültige Regelung zum Missbrauch durch viele schwarze Schafe ein, die zum Nachteil der Verbraucher erhebliche Summen mit Betrug und mit fiktiven Leistungen verdienen.

Meine aktuelle Erfahrung mit Drittanbietern


Meine Mobilfunk-Rechnungen werden vom Betreiber monatlich online zum Downloaden zur Verfügung gestellt. Die letzte Rechnung weist eine gesondert angeführte Position auf, mit unsinnigen Abonnement-Leistungen, die ich nicht bestellt habe. Nach genauem Hinschauen ist mir klar geworden, dass ich Opfer eines gängigen und mir bekannten Drittanbieter-Tricks geworden bin. Daraufhin habe ich sofort meinen Mobilfunkanbieter kontaktiert und die sogenannte Drittanbietersperre einrichten lassen. Damit habe ich zumindest für die Zukunft die Gewissheit, dass keine weiteren Drittanbieter über meine Telefonrechnung abrechnen dürfen. Als nächstes habe ich das Abonnement gekündigt. Die Kündigung wurde gleich per SMS bestätigt. Schließlich habe ich an den Drittanbieter eine Mail geschickt und ihn aufgefordert, die rechtswidrig abgebuchten Beträge zu erstatten, andernfalls werde ich gegen den Betrug gerichtlich vorgehen. Es hat nicht lange gedauert (etwa 30 Minuten) und ich erhielt folgende E-Mail des Drittanbieters:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir versichern Ihnen, dass uns eine zügige Problemlösung sehr am Herzen liegt.
Das Abonnement für die Rufnummer xxxxxxxxx* wurde am xx.xx.xxxx* um xx:xx:xx* Uhr gekündigt.
Sie haben die Möglichkeit des Widerrufs genutzt. Die abgebuchten Beträge werden Ihnen über Ihre Mobilfunkrechnung zurückerstattet. Sie werden den entsprechenden Erstattungsbetrag in der Mobilfunkrechnung für den nächsten Monat finden.
Bitte beachten Sie, dass unsere Abonnements ab Bestellung im wöchentlichen Turnus abgerechnet werden und somit noch Positionen bis zum Datum der Kündigung des Abonnements auf der Telefonrechnung erscheinen können.
Das bedeutet, dass Beträge des betroffenen Monats bis zum Zeitpunkt der erfolgreichen Kündigung berechnet werden und somit erst im Folgemonat auf der Telefonrechnung ausgewiesen werden.
(z.B. wird Monat Mai im Monat Juni angezeigt usw.)
Das Abonnement wurde aber dennoch bereits erfolgreich gekündigt.
Insgesamt wurden 6 Mal 3,99 EURO abgebucht. (Dezember-Beträge mit einbezogen)
Die letzte Abbuchung erfolgte am xx.xx.xxxx
Seitdem wurden keine weiteren Beträge in Rechnung gestellt.
Der Gesamtbetrag i.H.v. 23,94 EURO wird Ihnen aus Kulanz erstattet.
Wir bedanken uns für Ihre Kontaktaufnahme“


Die kriminelle Energie des Drittanbieters ist mir jetzt noch deutlicher geworden. Mit dem oben wiedergegeben Schreiben wird so getan, als ob alles rechtlich einwandfrei abgearbeitet wird. Dies ist nicht der Fall. Rechtlich gesehen ist überhaupt kein Vertrag zustande gekommen. Der Drittanbieter wäre hier beweispflichtig.

Das Geschäftsmodell der Betrüger funktioniert wie folgt:


1. Zweifelhafte und fingierte Verträge werden abgeschlossen und durch die direkte Abrechnung via Mobilfunkanbieter angemeldet und abgerechnet.
2. Solange der Betroffene nichts merkt oder nichts dagegen unternimmt, laufen die monatlichen Zahlungen weiter.
3. Merkt der Betroffene die Abbuchungen und kündigt, wird ihm die sofortige Kündigung gewährt, in der Hoffnung, die bisher abgebuchten Beträge zu behalten. Dieser Punkt ist der Kern des Geschäftsmodells.
4. Verlangt der Betroffene dagegen die abgebuchten Beträge zurück, so wird ihm dies auch anstandslos gewährt, damit keine Klagen oder Beschwerden dem lukrativen Modell ein Ende setzen. Ich kann in der Tat weder klagen noch mich beschweren, da alle Beträge erstattet werden sollen. Die „Dummen“ sind alle, die zwar gekündigt haben, aber auf die Erstattung der gesamten abgebuchten Beträge nicht bestanden bzw. verzichtet haben.

Der Verlauf des Betruges


In der Regel läuft der Betrug im Mobilen-Internet wie folgt:
1. Ein Button oder ein Link wird in der Regel unbewusst bestätigt oder angeklickt (das war bei mir der Fall). Meistens werden hier Seiten überlagert, so z.B. man wird aufgefordert sein Alter zu bestätigen. In Wahrheit verbirgt sich dahinter ein Button mit einer Bestellbestätigung (schwer zu beweisen).
2. Im Hintergrund läuft automatisch die Direktabrechnung über den Mobilfunkanbieter.
3. Der Betrag wird mit der Mobilfunkrechnung abgebucht.
4. Zahlungen werden Monat für Monat an den Drittanbieter via Mobilfunkrechnung weitergeleitet bis der Betroffene die Abbuchungen feststellt. Menschen, die ihre Rechnung nicht genau prüfen, merken die Abbuchung nicht oder nicht so schnell.
5. Drittanbieter ist mit der Kündigung sofort einverstanden und hofft, die bisherigen Zahlungen einbehalten zu können. Das ist genau die Zielsetzung der Betrüger, die leider oft genug erreicht wird.
6. Begehrt der Betroffene die Erstattung sämtlicher unrechtmäßige abgebuchter Beträge, so wird dem in der Regel sofort stattgegeben, um jegliche Gefährdung des Modells zu vermeiden.

Checkliste gegen Betrug von Drittanbietern


Es soll hier klargestellt werden, dass es auch seriöse Drittanbieter gib, die aufgrund von echten Verträgen ihre Leistungen über die Mobilfunkrechnung abrechnen. Gegen alle Drittanbieter-Betrüger kann wie folgt vorgegangen werden:
Grundsätzlich Mobilfunk-Rechnungen stets und zeitnah genau kontrollieren und bei jedem Mobilfunkvertrag am besten und gleich bei Vertragsabschluss die Drittanbietersperre einrichten lassen. Falls dies versäumt worden ist, sollte wie folgt vorgegangen werden:

Sobald eine ungewollte Abbuchung eines Drittanbieters auf der Rechnung festgellt ist sollte die Drittanbietersperre später eingerichtet werden. Danach wie folgt vorgehen:
1. Das Pseudo-Abonnement sofort kündigen, telefonisch oder per Mail. In der Regel kommt die Bestätigung per SMS.
2. Drittanbieter per Mail/Post anschreiben und auffordern, alle bisher rechtswidrig abgebuchten Beträge vollständig zu erstatten. Hier muss auch klar gemacht werden, dass andernfalls gerichtliche Schritte unternommen werden.
3. In der Regel wird der Drittanbieter sofort einwilligen und die geleisteten Beträge werden mit den folgenden Rechnungen gutgeschrieben.
4. Im Zweifel ist der Drittanbieter beweispflichtig, dass ein Vertrag zustande gekommen ist. Dieser Beweis kann in der Regel nicht erbracht werden bzw. ist anfechtbar.

Welche Lösungen sollten angestrebt werden?


Der sichere Weg für die Verbraucher ist die Drittanbietersperre. Hier sollte überlegt werden, ob die Sperre bei Neuverträgen nicht standardmäßig vorgesehen sein muss. In diesem Fall muss ein potentieller Drittanbieter individuell und regelmäßig die Genehmigung beim Betroffenen einholen. Diese Lösung ist zwar sauber, aber bremst leider gewissermaßen die technische Entwicklung und den Wunsch nach sicheren, effektiven und schnellen Zahlungsmöglichkeiten von ehrlichen Anbietern.

Die aktuelle Regelung ist leider stark nachteilig für die Verbraucher. Abhilfe wäre möglich durch besseres Zulassungsverfahren und klare Anmeldevoraussetzungen der Drittanbieter. Hier können insbesondere die Webseiten und Apps der jeweiligen Drittanbieter im Vorfeld, unangekündigt und in regelmäßigen Abständen genauer unter die Lupe genommen werden, um möglichen Betrug und Manipulation im Bestellprozess festzustellen.

* Handynummer, Datum und Uhrzeit wurden durch den Verfasser unkenntlich gemacht.



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