Gemüse des Jahres 2020 gewählt

Jedes Jahr wählt der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt ein Gemüse

Gemüse des Jahres 2020 gewählt


Das ist schon bemerkenswert. Da wird dasselbe Gemüse zwei Jahre hinter einander das 'Gemüse des Jahres'. Und dann handelt es sich dabei um ein erstmal so unspektakuläres Gemüse wie die Gurke.
Die Gurke gibt es doch in jedem Supermarkt, ist auf vielen belegten Brötchen und in vielen Salaten zu finden. Ja, das stimmt. Aber es gibt (oder gab?) nur eine Supermarkt-Kette, die eingelegte Gurken für Schmorgurken verkauft(e), meinem Lieblingsgericht aus Kindertagen. Nur holten wir damals die Gurken frisch aus dem Garten.
Das Wort 'damals' ist hier entscheidend, auch für die Wahl der Gurke zum Gemüse des Jahres 2019 und 2020. Denn heute gibt es fast nur noch die Einheits-Salatgurke, die oft auch noch aus dem Gewächshaus kommt. Einheit statt Vielfalt. Damit wird die Gurke wirklich etwas langweilig.
Und genau damit tut man der Gurke unrecht. Gurken bestehen zum überwiegenden Anteil aus Wasser. Aber die Gurke hat auch einen tollen Mix an wichtigen Inhaltsstoffen. Gurken aus dem Garten haben zudem einen leckeren Geschmack. Alte Sorten besaßen oft noch viele Bitterstoffe, ähnlich wie die Wildpflanze. Die Supermarktgurke hat gar keine Bitterstoffe mehr. 
Obwohl Bitterstoffe eigentlich gut für eine gesunde Verdauung sind, ist bei einer Gurke schnell ein Zuviel an Bitterstoffen vorhanden, was nicht mehr gesund ist. Deshalb kam es zu Züchtungen mit möglichst wenig Bitterstoffen.
Und dann gibt es die Sorten-Vielfalt, die bei Gurken in Vegessenheit gerät und deshalb unterschätzt wird. Es gibt nicht nur die eine Salatgurken-Sorte. Und es gibt viele verschiedene Gewürzgurken-Sorten. Und es gibt tolle Rezepte dafür.
Die eingekehrte Einheitsnorm der Gurke kann beispielhaft für viele Züchtungen für den heutigen Bedarf stehen. Verloren gehen für die Optik und die Masse Geschmack, Vielfalt und Resistenz der Gurke gegen Krankheiten. Die Gurke gibt also viel Anlass gleich zweimal Gemüse des Jahres zu sein.
Aber es gibt einen, wenn auch kleinen, ersten Umbruch. Im Sommer/ Herbst letzen Jahres gab es Gurken frisch geerntet aus der Umgebung im Supermarkt. Es war total lecker und eine echte Alternative zur Standard-Gurke.



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