Handelsüberschüsse in Deutschland - Warum Deutschland als Exportweltmeister in der Schusslinie steht
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Deutschland war früher jahrelang Exportweltmeister bis es im Jahre 2009 von China auf Platz zwei verdrängt wurde. Seit September 2016 ist Deutschland wieder auf Platz eins im Export. Und in diesem Zusammenhang gibt es ein Problem für Deutschland.

Handelsüberschüsse in Deutschland - Warum Deutschland als Exportweltmeister in der Schusslinie steht

Andere EU-Mitgliedsstaaten und die USA beklagen diese starke Wirtschaftsleistung. Sie führt nämlich zu hohen Handelsüberschüssen.

1. Was sind Handelsüberschüsse?



Handelsüberschüsse entstehen immer dann, wenn der Wert der ausgeführten Waren und Dienstleistungen höher ist als der Wert des Imports. Im Grunde stellt es einen Exportüberschuss da – in Menge und Wert.

Eigentlich ist eine starke Exportleistung positiv und im Falle von Deutschland unvermeidbar. Deutschland ist im internationalen Vergleich rohstoffarm, muss auf die hoch-entwickelte Industrie setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das hat zur Folge, dass insbesondere die Automobil-, die Maschinen- und Chemieindustrie einen Löwenanteil am Export haben. Deutschland diesen Markt also international zum Teil dominieren kann.


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2. Was werfen andere Staaten Deutschland vor?



Das gängigste Argument lautet, dass Deutschland mit dem massiven Warenexport unbewusst oder bewusst den Kurs des Euro drückt.

Ein "weicherer" Euro würde dafür sorgen, dass die Waren im Vergleich noch billiger werden. Und damit noch mehr exportieren kann, weil die Preise konkurrenzlos seien.

Die Anschuldigung lautet also, dass Deutschland den Euro zu seinen Gunsten manipuliert, um sich einen Vorteil im internationalen Wettbewerb zu sichern. Indem deutsche Unternehmen ihre Waren noch billiger als die Konkurrenz anbieten, würden sie den fairen Wettbewerb bedrohen.
Im selben Atemzug ist von Sanktionen die Rede. Kann Deutschland den Überschuss nicht reduzieren, drohe die USA damit, Deutschland als Währungsmanipulator einzustufen.

Die Sanktionen hätten dann Folgen wie Strafzölle. Die sind ein künstlicher Preisaufschlag auf deutsche Waren im Ausland. Und machen sie teurer. Womit weniger Leute sie kaufen und deutsche Unternehmen weniger Umsatz machen.

Dies führt das zu weniger Gewinn. Wodurch Jobs am Standort Deutschland in Gefahr wären.

3. Sind die Vorwürfe berechtigt?



Zum Teil sind sie tatsächlich berechtigt.

Der Euro ist an und für sich nicht weicher geworden. Eher trat der entgegengesetzte Fall ein, dass der US-Dollar deutlich im Wert anstieg in den letzten Jahren.

Das erzeugt auf Seiten der USA natürlich den Eindruck, dass Deutschland deutliche Vorteile hätte. Was einzig daran liegt, dass der ehemalige Umtauschkurs von damals 1,30€ für einen Dollar auf fast eins zu eins gesunken ist. Andererseits hat die Kritik einen Kern von Wahrheit.

Deutschland trägt nämlich durchaus Schuld an dem hohen Überschuss. Das hat seine Wurzel darin, dass Unternehmen und Staat innerhalb Deutschlands bei weitem nicht so viel investieren.

Fast neun Prozent der Wirtschaftsleistung fließen jedes Jahr ins Ausland in Form von Krediten. Also wird Deutschland Gläubiger für andere Länder, was den Überschuss in den Bilanzen weiter fördert.

4. Was Deutschland tun kann



Deutschland ist gut beraten, in Zukunft mehr im eigenen Land zu investieren. Sprich neue Produktionsanlagen, mehr Geld für Schulen, Infrastruktur und Forschung.

Damit könnte Deutschland den Überschuss in den Büchern abbauen. Wodurch es den Sanktionen der anderen Staaten entgeht.

Daneben fördern die Ausgaben im öffentlichen Sektor die deutsche Wirtschaft enorm, sodass die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt.

Deutschland manipuliert nicht den Euro zu seinen Gunsten durch die hohen Handelsüberschüsse. Dennoch ist dieses Problem real und eigen verschuldet, weswegen Gegenmaßnahmen notwendig sind.



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