Können Quereinsteiger genauso gut unterrichten wie ausgebildete Lehrer?
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Deutschland leidet unter einem extremen Lehrermangel. Nahezu jedes Bundesland ist betroffen und bundesweit sind Eltern mit der Tatsache konfrontiert, dass Quereinsteiger die leeren Positionen besetzen und ab sofort ihre Schützlinge unterrichten.

Können Quereinsteiger genauso gut unterrichten wie ausgebildete Lehrer?


Können Quereinsteiger ausgebildete Lehrkräfte adäquat ersetzen?

Einige Quereinsteiger haben schon Erfahrungen in anderen Berufen gesammelt. Der Praxisbezug ist für den Unterricht sicherlich von Vorteil. Viele Eltern sind sich jedoch nicht sicher, ob ihre Kinder pädagogisch einwandfrei unterrichtet werden. Einige Experten mahnen zur Vorsicht. Andere wiederum setzen auf die zusätzliche Expressausbildung, die jeder Quereinsteiger absolvieren muss, bevor er als Lehrer eingesetzt wird. Die meisten Quereinsteiger beschreiben den Weg in den Unterrichtsraum mühsam und anstrengend. Die Pädagogen-Ausbildung ist ein Crashkurs und nimmt neben dem normalen Arbeitspensum sehr viel Zeit in Anspruch.

In Deutschland werden vor allem naturwissenschaftliche Fächer durch Quereinsteiger unterrichtet, da der Lehrermangel in diesen Bereichen besonders hoch ist. Doch nicht nur die Vermittlung des anspruchsvollen Themenkomplexes, sondern auch das Unterrichten von jungen Menschen ist eine Herausforderung, die viele Lehrkräfte an ihre Grenzen bringt. Der Werdegang zum renommierten Lehrer und die gesamte normale Laufbahn mit allen Examina dauert im Normalfall mehrere Jahre. Quereinsteiger müssen sich weitaus schneller an die Ansprüche anpassen und sich innerhalb von 1,5 Jahren durch die Prüfungen kämpfen. Der einzige Vorteil ist ihre eventuelle Berufserfahrung und der erlernte Umgang mit unterschiedlichen Menschen. Doch Kindern etwas beizubringen ist nicht einfach. Kinder und Jugendliche sind auf eine pädagogische Leitung angewiesen und benötigen Geduld und Verständnis. Wer Vollzeit als Quereinsteiger anfängt, unterrichtet 19 Stunden, und zwar gleich selbstständig, wie reguläre Lehrer. Angeleiteter Unterricht und Hospitationen, die gewöhnlichen Referendare zugutekommen, sind für Quereinsteiger nicht vorgesehen. Jede Woche 50 Stunden Arbeit, trotz Teilzeit sind da keine Seltenheit.

Sie besuchen außerdem in der Regel neun Stunden lang Seminare in der Woche. Sie müssen dieselben Prüfungen bestehen wie Referendare, die sich im Studium vorher schon jahrelang mit Pädagogik und Didaktik beschäftigt haben. Die Aufgabe ist also nicht einfach und dennoch wagen viele Quereinsteiger den Weg zu den Schulen, die händeringend nach Hilfe suchen.

Fazit:

Ob Quereinsteiger ausgebildete Lehrkräfte ersetzen, beziehungsweise genauso gut unterrichten wird sich erst in einigen Jahren herausstellen, wenn die allgemeinen Schulabschlussprüfungen der Jahrgänge stattfinden, die maßgeblich von Quereinsteigern unterrichtet worden. Fakt ist, wer als Quereinsteiger unterrichten will, muss sich dafür qualifizieren und wird auf Herz und Nieren geprüft. Deutschen Schulen bleibt in naher Zukunft auch keine andere Möglichkeit, als sich über Freiwillige zu freuen, die sich für die Vermittlung von Wissen an die nächsten Generationen verantwortlich fühlen. Momentan studieren viele Absolventen wieder auf Lehramt. Doch bis sie als vollwertige Lehrer eingesetzt werden können, wird es noch dauern. In der Hauptstadt Berlin sind an einigen Schulen mittlerweile 53 Prozent des Lehrerkollegiums Quereinsteiger. Ohne diese wäre ein normaler Unterricht nicht mehr möglich. Wer als Elternteil Bedenken hat, ob sein Kind gut unterrichtet wird, sollte regelmäßig in Kontakt mit der Schule stehen und sich bei den Fachlehrern erkundigen, ob alles richtig läuft. Denn auch wenn es auch für die ausgebildeten Lehrer mit Sicherheit eine ungewöhnliche Situation ist, so sind diese höchst wahrscheinlich über jede Unterstützung durch Quereinsteiger an ihren Schulen dankbar.



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