Lesen mit Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter

Das Lesen und Vorlesen mit Kindern regt die Fantasie an und kann in neue Welten entführen. In diesem Text geht es um das Zusammenspiel von Bild und Text im Kinderbuch.

Lesen mit Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter


In Bilderbüchern werden verschiedene Persönlichkeitsbereiche durch Bild und Text angesprochen. Dabei wirkt das Bild ganzheitlich, da alle visuellen Signale sich zu einem emotionalen Eindruck verdichten. Das Bilderbuch wendet sich an das analoge Denken und erreicht den Betrachter durch seine Emotionalität, Spontaneität und Intuition. Der Text wird linear erzählt und lädt den Betrachter zu dazu ein, logisch und digital zu denken. Der Betrachter kann die Bildeindrücke ordnen und strukturieren, die zunächst spontan und unorganisiert erscheinen. Gemeinsam erreichen Bild und Text das analoge und digitale Denken, den Verstand und das Gefühl, womit sie eine ganzheitliche Wirkung entfalten. Zum Bild und Text kommt der unbedruckte Raum dazu, die weisse Fläche zwischen Bild und Text. Dieser lässt Platz zur Gestaltung eigener Geschichten und Bilder. Diese Zwischenräume sind auch beim Umblättern der Buchseiten zu finden. Damit wird das Bilderbuch zu einem entscheidenden bibliotherapeutischen Instrument. Das besondere Potential liegt in der Vielfalt der Metaphern, die üblicherweise im Bilderbuch einfach aufgebaut sind und als Handlung bezaubernd wirken sowie in der Form poetisch und somit die Kriterien einer therapeutischen Metapher erfüllen. Dem Betrachter fällt es schwer, sich aus der Bildsprache zu entziehen, die ihn berührt und Festgefahrenes in Bewegung und zum Fliessen bringt.   
Eine besondere Bedeutung bekommen die visuelle Darstellung und Illustration im Bilderbuch. Dieses lässt sich in die Kategorien erzählendes Bilderbuch, Märchenbilderbuch, Sachbilderbuch und Spielbilderbuch unterteilen. Es gibt dabei unterschiedliche Bildstile wie den grafischen Stil, der durch Zeichnungen und Linien auffällt wie bei Alan Alexander Milne „Pu der Bär“ und den malerischen Stil, bei dem die Darstellung durch farbige Flächen betont wird, wie bei Isabell Abedis „Abschied von Opa Elefant: Eine Bilderbuchgeschichte über den Tod.“  Zu diesen beiden Stilgruppen kommen die Karikaturen wie bei Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ und die abstrakte Darstellung.  In der Karikatur werden Darstellungen auf die Spitze getrieben. Das kann entweder dadurch bewirkt werden, indem Dinge auf das Wesentliche pointiert reduziert oder übertrieben dargestellt werden. Bei der abstrakten Darstellung werden keine Gegenstände oder die Gegenstände in einer Form gezeigt, die in den dargestellten Zusammenhängen nicht der Realität entsprechen, wie in den „Wimmelbüchern“ von Rotraut Susanne Berner. Visuelle Darstellungen gibt es auch im Fotorealismus mit einem hohen Illusionsgrad wie in Jörg Müllers “Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten“ und in Collagen wie in Leo Lionnis  „Frederick“ von geschnittenen oder gerissenen Papieren.  Die Art der Darstellung wirkt sich auf die Stimmung und die Wahrnehmung durch die Leser und Betrachter aus. So werden diese Gegenstände und Abbildungen leichter wiedererkannt, die sich auch im Alltag de Kinder befinden. Der Wiedererkennungseffekt wird umso größer sein, je näher ein Bild der Realität entspricht. Dabei können aber auch durch abstrakte Gegenstände, die im Buch anders in Erscheinung treten als in der Realität, neue Perspektiven und Wahrnehmungsreize entstehen, beispielsweise wenn Tiere in einer Geschichte wie Personen auftreten, die sprechen können und die sich bewusst sozial und kommunikativ zueinander und möglicherweise auch zu den Menschen verhalten wie es in einigen der hier genannten Büchern der Fall ist.  
Bild und Text können auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden werden. Die Art der Abbildungen sollte immer auch dem Inhalt und der Aussage des Buches entsprechen und sich der vermittelten Stimmung und Atmosphäre anpassen. Daneben kann es auch Bücher geben, bei denen die Abbildung im Vordergrund steht und durch einen begleitenden Text ergänzt wird wie beispielsweise in Leo Lionnis „Frederick“. Allgemein wird es eher so sein, dass zunächst der Text geschrieben wird und dann entsprechend von einem Illustrator die Bilder dazu entstehen, die der Geschichte folgen. Sicher gibt es auch Lesende, die sich bei der Buchauswahl zunächst von den Bildern inspirieren lassen, das Buch in der Buchhandlung oder Stadtbibliothek mitzunehmen. Die Illustratoren arbeiten oft für einen bestimmten Kinderbuchverlag und sind bereits zu Markenzeichen für bestimmte Bücher und Buchserien geworden, so dass sie immer wieder bei Fortsetzungsgeschichten oder Reihen von Kinderbüchern eingesetzt werden.
Im Buch können die Bilder und Texte parallel zueinanderstehen, wenn auf einer Seite der Text der Geschichte durch ein passendes Bild ergänzt wird. Diese Bilder beeindrucken vor allem Kinder, die noch nicht selbst lesen können und die sich vorlesen lassen. Sie wissen anhand der Bilder, gerade, wenn ein Buch wiederholt vorgelesen wird, genau, an welcher Stelle im Buch sie gerade sind. Meistens kennen sie auch die Geschichte schon anhand der Bilder oder fragen gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Bild und Text können auch ineinander übergehen oder ein Bild weist auf den Text auf der folgenden Seite hin. Das Ziel besteht darin, zu zeigen, wie die Kinder im Vorschulalter sich als Teil einer Gruppe fühlen und auf einzelne ausgegrenzte Personen reagieren können. Durch das Buch werden gute Anknüpfungspunkte für eine handlungsorientierte Situation gegeben, beispielsweise werden Bilder gemalt und die anderen Märchen können in Rollenspielen von den Kindergartenkindern gut dargestellt werden. Damit entsteht eine Nähe zur Lebenswelt der Kinder, die lernen, nachzuempfinden, wie sich als Teil einer Gruppe einzubringen. Das Ziel besteht darin, zu erkennen, wo Ähnlichkeiten und Unterschiede liegen. Ein offener Umgang mit dem Anderen wird zugelassen und gelernt. Dazu erfahren die Kinder, Dinge und Personen genau zu betrachten und aus der Erinnerung heraus zu beschreiben. Dann soll das Beobachtete mit anderen Dingen und Menschen verglichen werden.



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