Machinen, Gebläse und Besen.
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Es war zu der Zeit, als ich am Strand auf der schönen kanarischen Insel Teneriffa schlief. Das Leben nahm mir alles was ich hatte auf einmal.


Es war Ende Januar, also war es kalt, auch auf der Insel des ewigen Frühlings. Am gleichen Tag als meinem Freund Schluss machte, verlor ich auch meinen Job und meine Wohnung. Meine Kunst und mein Material waren weggeschlossen und ich musste auf den Schlüssel warten, hatte aber keine Ahnung wie lange. Den größten Teil der wenigen Kleider, die ich besass, lagerte ich an derselben Stelle. Zum Glück hatte ich wenigstens eine kleine Tasche mit ein paar Klamotten dabei. Also..... was sollte oder konnte ich jetzt tun? Welche Lektion des Lebens war das, fragte ich mich selbst. Und die Antwort war......nichts. Ich musste lernen, nichts zu tun........einfach nichts!

Das war nicht so einfach für jemanden wie mich, der es gewohnt war, sich um alles zu kümmern, immer verantwortlich zu sein. Aber ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören, den Weg zu gehen, den das Leben mir offenbart, und nicht gegen das Leben zu kämpfen.  Ich ging zum Strand. Ich kannte ein paar Leute, die dort schliefen, also ging ich zu ihnen, in der Hoffnung, dass sie mir eine Decke leihen könnten. Zumindest hatte ich in dieser Hinsicht Glück. Dann ging ich an den Containern vorbei, um einen großen Karton zu finden. Damit wieder zurück zum Strand und entlang des Boulevards auf der Suche nach dem Ort, an dem die Strandarbeiter die neuen Plastiktüten für die Mülltonnen aufbewahrten.

Als erfahrene Straßenratte weißt du diese Dinge und vieles mehr. Dann war es an der Zeit, nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen. Ich ging nach unten zum Strand und dachte, es wäre eine gute Idee, im Schatten einer Mauer zu liegen. Also machte ich mein Pappbett und legte meinen müden Kopf hin, aber nach zehn Minuten fing es an zu regnen. Es regnete sanft, irgendwie gefiel es mir, aber gleichzeitig wurde ich nass. Also schaute ich nach oben und fragte: 'Ist das wirklich notwendig? Findet Ihr das lustig?' Ich sammelte meine Habseligkeiten wieder ein und machte mich auf die Suche nach einem besseren Ort. Ich hatte es nicht weit.

An der Seite der Treppe, die vom Boulevard zum Strand hinunterlief, sah ich einen überstehenden Felsen. Lange Hängepflanzen wuchsen dort runter. Hinter diesen grünen, natürlichen und schönsten Vorhänge, die ich je hatte, befand sich mein neuer Schlafplatz. Gerade groß genug für eine Person. Zuerst musste ich sämtliche Steinen wegräumen. Die Strände hier sind schwarz und voller Steine von el Teide und Co. Teile des großen Vulkans el Teide sind überall zu finden. So hatte ich ein schönes Plätzchen für mich geschaffen, zwischen zwei großen Steinen, die aus dem Sand ragten. Meine Schultern passten genau dazwischen, ich musste still liegen bleiben.

Ich breitete meinen Karton auf dem Sand aus, darauf der große blaue Plastikmüllsack als Isolierung gegen den kalten Sand und schließlich mein Badetuch. Gott sei Dank hatte ich das dabei. Mein großes Handtuch zum Schlafen, Sitzen, Trocknen und Picknicken, sehr praktisch. Dann zog ich meine T-Shirts und Jeansjacke an, meine zwei Sommerhosen übereinander und ein Paar Socken darüber, um meine Hosenbeine geschlossen zu halten. Meine Plastiktüte mit ein paar weiteren Sachen war mein Kopfkissen. Ich rollte mich in die Decke und meinen Kopf und mein Gesicht in einen Schal als Schutz vor Spinnen und anderen möglichen Krabbeltieren, die auf die Idee kommen könnten, nachts über mein Gesicht zu kriechen. Ich stellte meine Schuhe neben mich und schaute durch meinen grünen Vorhang. Ich hatte einen guten Blick auf den ganzen Strand, der von einer Reihe von Laternen beleuchtet wurde. Mein Platz war dunkel, im Schatten der Felsen, mein Schutz. Ich blickte wieder auf mit einem Lächeln im Gesicht und einem Dankeschön in meinem Herzen, denn ich wurde an diesen schönen Ort mit einem so süßen, weichen Regen geführt. 

Mit geschlossenen Augen lag ich da und lauschte dem Klang des Ozeans.  Steine rollten im Rhythmus des Wassers hin und her. Endlose Wellen mit eigener Melodie, immer anders, immer neu. Ich empfand diese endlose Freiheit in mir, ich begann, meine eigene Melodie zu hören. Ich verstand, dass das Leben immer anders ist, jeden Tag, jeden Moment, jede Sekunde ist immer neu und hat nichts mit den vergangenen Ereignissen zu tun, wenn man sie loslassen kann. 

Plötzlich dachte ich an die Zeit zurück, als ich einen 7,5-Tonnen-LKW brauchte, um mich und meine drei Kinder, Hund und Papagei, mit all unseren Sachen von einem Haus zum anderen zu bringen. Jetzt hatte ich nur noch eine Decke und eine Plastiktüte als Kissen. Zum ersten Mal in meinem Leben hier auf Erden fühlte ich mich frei. FREI..... der Ozean, der Wind, die Melodie der Felsen, Freiheit, kein Ballast mehr. Was für ein Geschenk des Lebens, ich fühlte mich so ungemein dankbar, dass es mir Tränen in die Augen brachte. Das Leben ist so schön, wenn du deine Lektionen annehmen kannst. Wenn du sie nicht mehr Probleme und Lösungen nennen musst. Wenn du dir keine Sorgen mehr machen musst, weil du verstehst, dass dies die Gedanken sind, die diese sogenannten Probleme kreieren. Wenn du einen Weg findest, in Frieden mit deinem Ego zu leben, kannst du anfangen zu genießen. Erkenne den Klang deines Egos und singe in Harmonie mit ihm. Kämpfe nicht dagegen an, ignoriere es nicht. Sei einfach in Harmonie mit allen Teilen von dir selbst. Am Ozean sitzend, mit einem so befreienden Gefühl, schrieb ich diesen Text für ein Lied:

I'm happy, dancing with the ocean,
and the water divas dance with me.
It's like making love, to the sea.

I'm lucky, talking to mother earth,
and the flowers, do answer me.
I hear whispering words, in every tree.

I fly freely through the universe,
from star to star, shining bright.
Now I know, we are children of the Light.

The games on earth, are joyful and free,
gives us the possibility,
to understand humanity.
So play with us, come on in,
there's nothing to lose, there's so much to win.

In dieser ersten Nacht im Januar verliebte ich mich in den Ozean, ich verstand die unausgesprochenen Worte. Ich lauschte den stillen Klang, die flüsternden Geräusche des Windes, die Melodie meines Schlafplatzes, die Musik aus der Felsenwand. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so gefühlt. Ich schloss meine Augen und meine Seele flog über das Wasser in der tiefen Stille der Nacht.

Gegen sieben Uhr am nächsten Morgen wachte ich von lauten Geräuschen auf. Die Terrassen wurden gereinigt, die Treppe und der Strand. Reinigers, Machinen, Gebläse und Besen. Der Tag hatte begonnen, bevor ich wirklich wach war. Meine Augen waren offen, aber ich war noch nicht ganz da. Ich habe meinen Besitztümer schnell eingesammelt, denn es ist nicht sinnvoll, der Welt preiszugeben, wo man schläft. Ich blieb eine Weile im Sand sitzen und genoss den Ozean. Was für ein wunderbarer Start in den Tag. Jetzt eine Tasse Kaffee, ging es mir für einen Moment durch den Kopf. Aber ich war froh, dass ich zumindest sauberes Leitungswasser im Hafen des Ortes bekommen konnte. Ich sah die älteren Canarios auf der Insel das Wasser trinken, also war ich mir sicher, dass Wasser ist ok.  Schließlich, was ist eine Meerjungfrau ohne Wasser?  Aber mein Slogan ist: 'Das Leben gibt mir immer genau das, was ich brauche, wenn ich es brauche.'  Also muss ich mir um nichts Sorgen machen. 

Also saß ich da und genoss die Sonne, die langsam über den Berg stieg. Dieses erste, weiche Morgenlicht, so wunderschön. Reine Energie für meine Seele. Entspannend mit meinen Händen im Sand spielend, entdeckte ich plötzlich etwas.  Ein paar J-Butts lagen herum. Ich dachte, ok, das ist eine gute Alternative für Kaffee. Ich danke vielmals. Ich sammelte ein paar davon ein, öffnete sie und war glücklich mit dem Tabak und den Papes die ich noch hatte. Was für ein Frühstück, eine Flasche Leitungswasser und mein erstes, aber sicherlich nicht mein letztes recyceltes J. So begann der Tag wieder mit einem Lächeln und ich lächelte gerne zurück.

Langsam, meine Fußspuren im nassen Sand zurücklassend, schlenderte ich am Wasser entlang in Richtung dieser anderen Welt. Die so genannte kommerzielle Welt, in der die Menschen nicht wirklich Zeit zum Genießen und Entspannen haben. Sie müssen Geld verdienen, um all die Dinge zu kaufen, die sie nicht wirklich brauchen. Um all das Essen zu kaufen, das sie krank macht. Dann geht man zum Arzt, sagen sie mir, und ich sollte das Gleiche tun. Denn es ist sicherer. Ja sicher, ist ist sicherer. Doch in welcher Weise?

Auf dem Weg in diese Welt traf ich einen Freund, der aus leeren Dosen Aschenbecher für die Touristen machte und sie auf der Straße verkaufte. Er war froh, mich zu sehen und erzählte mir, dass er in am Vorabend Gück hatte beim Strassenverkauf.  Um das zu feiern, lud er mich zu einer Tasse Kaffee ein. Ja, und wieder schickte ich ein Dankeschön an das Universum. Das Leben und ich, wir lächeln und schmunzeln miteinander.

Immer in Bewegung bleiben, selbstbewusst deine Träume leben, kreativ handeln und glücklich sein. Das Leben hat mich gelehrt, egal was passiert, am Ende passiert nichts. Du bist immer noch die gleiche Seele, nur mit etwas mehr Lebenserfahrung und wieder ein wenig weiser. Und dafür sind wir hier auf Erde gekommen, nicht wahr?
 




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