Sprache und Identität - Ein kritischer Blick
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Sprache beeinflusst. Und meistens mehr als uns bewusst ist. Nicht zu Unrecht heißt die Sprache, mit der wir aufwachsen Muttersprache.

Sprache und Identität  - Ein kritischer Blick

Mit dieser Sprache können wir uns verständigen, Menschen mit derselben Muttersprache verstehen uns ohne viele Worte. Wie toll das ist, bemerken wir, wenn wir im fremdsprachigen Ausland sind: Wir werden nicht verstanden. Selbst wenn wir die fremde Sprache etwas sprechen, gibt es genügend Fallen für Missverständnisse. Es fehlt eben der gemeinsame sprachlich-kulturelle Hintergrund.

Und das ist auch der Grund, warum viele Sprachminderheiten bemüht sind, ihre Sprache zu erhalten. Es geht eben um mehr als nur um Syntax und Semantik, es geht um ein Stück eigene Identität.

Als ich ein Kind war, faszinierte mich ein Buch im Regal meiner Familie: 'Die Sprachen der Welt'. Es umfasste mehr als eintausend Seiten und behandelte doch fasst nur europäische Sprachgeschichte. In der internationalen Welt eines Sprachenzentrums einer Universität bekommt man immerhin Einblicke in die chinesische, japanische oder russische Sprache - und damit auch einen allerersten kulturellen Einblick.



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Sprache beeinflusst also unser Leben, wenn auch oft unmerklich. Aber wie macht sich das bemerkbar? Ein Beispiel.

Die Geschichte des Radios ist überschaubar, die des Fernsehers im Verhältnis noch sehr jung, das Internet dagegen ein junges Küken. Sprach-Nachrichten verbreiten sich rasant schnell. Das ist nicht neu. Ebenso rasant verbreitet sich auch Werbung. Auch nicht neu, aber es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen.

Während zu Zeiten des Radios und der Anfänge des Fernsehens Massenwerbung auch noch in den Anfängen stand, war noch Zeit, in der Schule den Umgang mit Sprache zu lernen. Man lernte nicht nur Rechtschreibung, sondern auch die Regeln der Rhetorik. Die Regeln, die essentiell für Werbung sind. Natürlich findet sich Rhetorik in vielen Bereichen der Sprache, aber in der Werbung hat sie ja die Absicht bewusst zu manipulieren, damit das Produkt erworben wird.

Dabei wird gerne damit gespielt, dass bekannte Redensarten, Umgangsnormen, allgemeine Regeln der Gesellschaft mit dem Erwerb des Produkts durchbrochen werden. Der Käufer wird somit einer kleiner Alltagsheld.

Hinzu kommt, dass Werbung sehr oft abgespielt wird, d. h. jeder, der irgendwie 'online' ist, wird regelmäßig mit Werbung konfrontiert. Auch eine gängige Form der Manipulation, zu dem stark unterbewusst.

Schwierig an dieser Entwicklung ist nur, dass der Unterrichtsplan an den Schulen ein geübter Umgang mit den Regeln der Rhetorik nicht mehr zu lässt, so dass eine kritische Auseinandersetzung mit Werbung nur noch schwer stattfinden kann.

Dazu kommt eine Entwicklung, die ebenfalls im schnellen Tempo gesellschaftliche Regeln aufbrechen lässt.

Wo dieses einerseits Toleranz und Farbigkeit fördern kann, gehen andererseits früher geltenden Werte und Normen im Meer der sich verändernden Sprache unter. Und schließlich erkennen immer weniger das 'Provozierende' oder 'Normen-brechende'einer Werbung.

Im Gegenteil, da Werbung von Auffälligkeit lebt, und das in einer bunten Welt immer schwieriger wird, ist der Schritt zu 'Immer-Mehr', 'Immer-Lauter', 'Immer-Bahnbrechender' absolut notwendig.

Es sei denn, Konsumenten nehmen sich wieder Zeit, zu hinterfragen. Ja, Konsumenten haben Einfluss. Sie entscheiden täglich, was sie konsumieren. Es liegt in ihrer, in meiner und deiner Verantwortung. Es liegt an mir, wie sehr ich mich beeinflussen lasse, welche Werte für mich wertvoll sind und welche überholt. Aber Konsum auf der Überholspur empfinde ich als absolut überholt. Und das wiederum ist eine Ausgangsthese für eine Diskussion über das Thema.



1 Kommentare

HLachnit 5 year ago

Ein interessanter Beitrag. Ich habe selbst nie platt gelernt, lebe aber in einer Gegend, wo viel Platt gesprochen wird. Aber nur noch unter der älteren Bevölkerung. Ich selbst kann es meinen Kindern nicht beibringen und sehe, wie da eigentlich etwas verloren geht.